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Rechtsgebiete/Kitesurfen/Kites und Luftrecht (UK)

Kitesurfen & Luftrecht

Kites und Luftrecht (UK)

Anmerkungen zum Kiten aus luftrechtlicher Sicht nach dem Recht des Vereinigten Königreichs Großbritanniens und Irlands (England, Schottland, Wales und Irland).

 

Kiteflying hat im UK eine lange Tradition, die weit über die Anfänge des Kitesurfens zurückreicht. Eine sehr informative Seite zu dem Thema ist deshalb die Webseite der British Kite Flying Association, die auch eine umfangreiche Sammlung von Links und Artikeln zu rechtlichen Themen unterhält. Allerdings sind die Verweise auf die entsprechenden Vorschriften aufgrund einer Neufassung der CAP393 veraltet.

Das Britische Luftrecht ist primär geregelt in der Air Navigation Order and Regulations 2009, herausgegeben von der Civil Aviation Authority, auch bekannt unter dem Synonym CAP393, aktuelle Fassung vom 19.02.2014.

Auch nach dem Britischen Luftrecht gilt ein Kite (Drachen) grundsätzlich als Luftfahrzeug (Aircraft). Allerdings findet sich in den Bestimmungen der CAP393 zunächst einmal keine allgemeine Definition von Luftfahrzeugen. Vielmehr beginnen die CAP393 in Artikel 3 (1) mit einer Regelung, wonach kein Luftfahrzeug ohne Registrierung in oder über dem Vereinigten Königreich fliegen darf. Kites werden aber schon im selben Artikel unter Absatz 4 ausdrücklich von der Pflicht zur Registrierung ausgenommen.

Aircraft to be registered

3 (1)

Subject to paragraphs (2), (3) and (4) an aircraft must not fly in or over the United Kingdom unless it is registered in:

[...]

(4) Paragraph (1) shall not apply to any non-EASA kite or non-EASA captive balloon.

Kites brauchen auch kein Lufttüchtigkeitszeugnis.

Certificate of airworthiness to be in force

16 (1)

Subject to paragraphs (2) and (3), an aircraft must not fly unless there is in force for the aircraft a certificate of airworthiness issued or rendered valid under the law of the country in which the aircraft is registered or the State of the operator, and any conditions subject to which the certificate was issued or rendered valid are complied with.

(2) The prohibition in paragraph (1) does not apply to flights, beginning and ending in the United Kingdom without passing over any other country, of:

[...]

(c) a non-EASA kite;

Anmerkung: Mit non-EASA Kites sind solche Kites gemeint, die keine Zulassung der EASA - European Aviation Safety Agency haben, kein Lufttüchtigkeitszeugnis brauchen und für die man keine Fluglizenz braucht, weil die EASA dies (bislang) nicht für erforderlich hält (Siehe auch Art. 255 (1) CAP393 zum Stichwort Non-EASA aircraft).

Dass ein Kite (Drachen) jedoch grundsätzlich als Luftfahrzeug gilt ergibt sich auch aus einer Übersicht 3 zu den CAP393, die eine Aufstellung und Klassifikation von Luftfahrzeugen enthält. Darin werden Kites ausdrücklich aufgeführt.

SCHEDULE 3 CLASSIFICATION AND MARKING OF AIRCRAFT AND DEALER CERTIFICATION

PART A Classification of aircraft (Articles 6(1)(b) and 255(3))

(1) Lighter than air aircraft

(a) Non-power driven

(i) Free Balloon (ii) Captive Balloon

(b) Power driven

(i) Airship

(2) Heavier than air aircraft

(a) Non-power driven

(i) Glider (ii) Kite

(b) Power driven flying machines

(i) Aeroplane (Landplane) (ii) Aeroplane (Seaplane) (iii) Aeroplane (Amphibian) (iv) Aeroplane (Self-launching

Motor Glider) (v) Powered Lift (Tilt Rotor) (vi) Rotorcraft (aa) Helicopter (bb) Gyroplane

Damit lässt sich an dieser Stelle zunächst einmal als Ergebnis festhalten, dass Kites nach britischem Recht Luftfahrzeuge sind, dass sie aber nicht registriert werden müssen und auch kein Lufttüchtigkeitszeugnis brauchen. Grundsätzlich gelten aber alle anderen Regelungen der CAP393 für Kites, wobei hier in Artikel 253 Absatz (1) bestimme Luftfahrzeuge genannt sind, für die die CAP393 nicht gelten, bis auf die nach Absatz 3 CAP393 genannten Artikel, die auch für diese Luftfahrzeuge gelten.

Exceptions from application of provisions of the Order for certain classes of aircraft

253 (1) This article applies to:

(a) [...]

(b) any kite weighing not more than two kg;

[...]

(2) Subject to paragraph (3), nothing in this Order applies to or in relation to an aircraft to which this article applies.

(3) Articles 131, 138, 161, 163, 164, 165, 166, 167, 232 except 232(2)(a) and 255 apply to or in relation to an aircraft to which this article applies.

Diese Vorschrift bedeutet, dass die Bestimmungen der CAP393, soweit keine expliziten Ausnahmen aufgeführt werden (wie zB in Artikel 3 und 16 CAP393), für alle Kites gelten, die mehr als 2 kg wiegen. Für Kites mit einem Gewicht von bis zu 2 kg gelten nur die in Artikel 253 (3) CAP393 aufgeführten Artikel.

Eine britische Besonderheit, die mir aufgefallen ist, wenn das auch wohl nur selten eine Rolle spielen wird, ist die Ausdehnung der Geltung der CAP393 auf alle Luftfahrzeuge, die sich auf oder in der Nähe einer britischen Offshore Anlage befinden.

Extra-territorial effect of the Order

247 (1) [...]

(2) Except where the context otherwise requires, the provisions of this Order in so far as they prohibit, require or regulate (whether by express reference or otherwise) the doing of anything:

(a) [...]

(c) in relation to any aircraft on or in the neighbourhood of an offshore installation, apply to every person irrespective of their nationality or, in the case of a body corporate, of the law under which it was incorporated and wherever that person or body may be.

Obwohl Kitesurfdrachen nach britischem Recht eindeutig Luftfahrzeuge sind, schien jedoch zunächst keine gesetzliche Versicherungspflicht für private Luftfahrzeugbetreiber zu bestehen. Allerdings änderte sich auch das mit der EG-Verordnung 785/2004.

Seit 30.04.2005 gelten insofern die The Civil Aviation (Insurance) Regulations 2005. Diese Bestimmungen findet man ebenso im Vollext auf den Seiten der CAA mit einer lesenswerten Erläuterung zur Umsetzung. Danach, und so wie ich das vestehe, besteht eine gesetzliche Versicherungspflicht jedoch nur für zulassungpflichtige Luftfahrzeuge nach Artikel 3 CAP393, also nicht für Drachen, die unabhängig von Ihrem Gewicht von unter oder über 2 kg in keinem Fall zulassungspflichtig sind.

Damit besteht nach meiner Auffassung auch im Vereinigten Königreich (UK) nach dem Luftrecht keine gesetzliche Versicherungspflicht für Kitesurfdrachen.

(wdc, April 2014)